Jahrestagung 2025 der Heinrich Tessenow-Gesellschaft in Budapest

Die Heinrich Tessenow-Gesellschaft hat ihre Jahrestagung 2025 vom 30. Mai bis zum 1. Juni in Budapest durchgeführt. An den beiden Tagen vor und nach der Mitgliederversammlung am 31. Mai fand je eine Fachexkursion statt, die uns am ersten Tag zur Arbeitersiedlung der Städtischen Gaswerke, zu den städtischen Wohnhäusern an der Bécsi út, zur Einfamilienhäuser-Mustersiedlung Napraforgó utca (gleichsam eine „kleine Schwester“ der Weißenhofsiedlung in Stuttgart), zum Radnóti-Gymnasium (Gábor Goldberger, der Sohn des zweiten Rektors des damaligen jüdischen Gymnasiums, war ein Student Tessenows) und nicht zuletzt zur katholischen Pfarrkirche Városmajor (Entwurf von Aladár und Bertalan Árkay, geweiht 1933) geführt hat, über die Herr Pál Ritoók, Kunsthistoriker und Abteilungsleiter des Architekturmuseums, vor Ort einen spannenden Vortrag hielt (wofür wir besonders dankbar sind, da seine Stimmbänder infolge einer Erkrankung bereits vorher strapaziert waren). Er wies auf die verschiedenen Anregungen hin, die für die Architekten eine Rolle gespielt haben, u.a. das räumliche Konzept der Stadthalle Magdeburg von Johannes Göderitz sowie die zeitgenössische Architektur Italiens. Am zweiten Exkursionstag haben wir insbesondere das Wohngebiet Lakatos út (städtebaulicher Entwurf von János Brenner sen.) und die Wekerle-Siedlung, eine auf Initiative des ungarischen Finanzministeriums seit 1908 errichtete eigenständige Variante der Gartenstadt-Idee, sowie das 1936-37 errichtete Terminal des früheren ersten internationalen Flughafens von Budapest im Stadtteil Budaörs (Entwurf von Virgil Bierbauer-Borbíró und László Králik, 1936), dessen zentraler Trakt mit dem kreisförmigen Grundriss eine originelle Lösung der damals noch relativ neuen Bauaufgabe darstellt.

Gastgeber für die Mitgliederversammlung war das Ungarische Architekturmuseum und Denkmalschutz-Dokumentationszentrum (ungarisch abgekürzt MÉM MDK, https://memmdk.hu/en), von dessen stellvertretender Direktorin, Frau Dr. Katalin Bódiné Kersner wir begrüßt wurden. Sie erläuterte in ihrer Begrüßung sowohl die Aufgaben des MÉM MDK als zentrale Sammlungs- und Forschungseinrichtung der Geschichte der Architektur Ungarns, als auch die Bedeutung des Tagungsortes selbst. Die Villa Rózsi Walter wurde 1936 nach einem Entwurf des renommierten Architekten József Fischer errichtet (und nach Plänen von László Kokas unter Teilnahme von Frau Dr. Kersner nach jahrzehntelangen, nicht sachgemäßen Umbaumaßnahmen saniert), während die statisch-konstruktive Planung von seiner Ehefrau Eszter Pécsi stammte, der ersten Bauingenieurin Ungarns. Unter Leitung der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin Fanni Magyaróvári hatten wir Gelegenheit zu einer Führung durch die Villa, die u.a. wechselnden Ausstellungen dient, bei unserem Besuch wurde das Lebenswerk des Innenraumgestalter-Ehepaars Gyula Kaesz und Kató Lukáts gezeigt.

Die organisatorische Vorbereitung unserer Mitgliederversammlung aufseiten des MÉM MDK lag bei Frau Eszter Gyárfás, Kulturmanagerin der Villa Rózsi Walter, deren persönlichem Engagement für das gute Gelingen mein besonderer Dank gilt. Ich danke ferner unseren Mitgliedern Lara Frommert, Ilona Sellin und János Brenner, die sich seitens der HTG um die Vorbereitung und Durchführung gekümmert haben.

Architekt Dipl.-Ing. Jürgen Padberg

Vorsitzender der Heinrich Tessenow-Gesellschaft

Heinrich Tessenow – Medaille 2025 an Bernard Quirot
Festakt an der ZHAW Architektur Winterthur, Blauer Saal, Tössfeldstrasse 13, Winterthur
28. April 2025, 18.00 Uhr
Begrüssung Prof. Dr. Oya Atalay Franck
Jürgen Padberg, Heinrich Tessenow-Gesellschaft, Hamburg
Laudatio Tibor Joanelly
Vortrag von Bernard Quirot
Musik Gilbert Nouno und Conrad Steinmann

Ausstellung
Heinrich Tessenow. Annäherungen und ikonische Projekte
ZHAW Architektur Winterthur, Rote Halle 191, Tössfeldstrasse 13, Winterthur
24. März bis 10. Mai 2025
Kuratiert von Prof. Martin Boesch
Link zur Ausstellung
heinrich-tessenow.ch

Das Buch zur Ausstellung
Heinrich Tessenow. Annäherungen und ikonische Projekte
Hrsg. Martin Boesch, mit Beiträgen von 30 AutorInnen aus ganz Europa
532 Seiten, ca. 1’400 Abbildungen, 28.5 x 30cm, Juni 2023
Deutsche Ausgabe: Edition Hochparterre, ISBN 978-3-909928-82-8
Italienische Ausgabe: Mendrisio Academy Press / Silvana Editoriale, ISBN 9788836652105