Heinrich Tessenow-Stiftung
Gründungsgeschichte, Stiftungszweck und Aktivitäten

Nach dem Tod des Architekten und Hochschullehrers Heinrich Tessenow gründeten einige seiner Schüler am 9. Januar 1951 in Hamburg die Heinrich Tessenow-Gesellschaft mit dem Ziel, das Andenken an Tessenow wach zu halten, sein Gedankengut zu erhalten und durch Verbreitung zu fördern sowie sein künstlerisches Erbe zu verwalten und und weiter zu geben. Um diese Gedanken in die Tat umzusetzen, wurde die HEINRICH TESSENOW – STIFTUNG ins Leben gerufen. Der erste Spendenaufruf, unterzeichnet von zahlreichen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, erschien im Herbst 1966 und nannte als Stiftungsziel, Absolventen der Bau- und Ingenieurschulen ein Studium an einer Technischen Hochschule zu ermöglichen, anknüpfend an den Lebensweg Tessenows. Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg genehmigte die Stiftungssatzung am 16.12.1966. Nachdem ausreichendes Stiftungskapital zusammengekommen war, wurden in den Jahren von 1968 bis 1974 besonders begabte Absolventen der Bau- und Ingenieurschulen mit dem Tessenow-Preis ausgezeichnet, mit dem sie ohne Aufnahmeprüfung, mit finanzieller Ünterstützung und der Betreuung durch einen Dozenten an einer TH oder TU ihr Studium fortsetzen und vertiefen konnten.

Erweiterung des Stiftungszieles

Am Ende der 60er Jahre veränderte ein Strukturwandel die deutsche Hochschullandschaft. Staatliche Stipendien wurden erhöht, die „Durchlässigkeit“ von der Ingenieurschule zur TH verbessert, die Fachhochschulreife eingeführt und schließlich die staatlichen Ingenieurschulen in Fachhochschulen umgewandelt. Der Stiftungsvorstand reagierte darauf mit einer Satzungsänderung. Die Förderung wissenschaftlicher Arbeiten des Werkes Tesenows und seiner Epoche rückte in den Mittelpunkt. Im Jahr 1976, zum 100jährigen Geburtstag Tessenows, erschien das aus zwei Dissertationen von Gerda Wangerin und Gerhard Weiß entstandene Buch „Heinrich Tessenow“ im R.A. Bacht-Verlag, Essen. Die erste zusammenfassende Darstellung von Tessenows Leben, Lehre und Werk erwies sich in den folgenden Jahren als wissenschaftliche Grundlage für viele weitere Arbeiten. Bis 1990 konnten insgesamt über 15 weitere Veröffentlichungen,
Vorträge und Ausstellungen gefördert werden, die im Sinne der Gedanken Tessenows die Entwicklung von Arbeits-, Wohn- und Lebensformen weiter verfolgten. Neue Aufgaben in Dresden-Hellerau

Nach der Wiedervereinigung setzte sich die HT-Stiftung für den Erhalt und die Sanierung mehrerer Bauten Tessenows in Ostdeutschland ein. Besondere Bemühungen galten dem Festspielhaus in Dresden-Hellerau, das 1910/11 nach den Plänen von Heinrich Tessenow in der ersten Gartenstadt Deutschlands gebaut wurde. Diese war auf die Initiative des Tischlermeisters Schmidt für die Mitarbeiter seiner Deutschen Werkstätten in Hellerau entstanden. Als Bildungsanstalt für rhythmische Körperbildung des Schweizer Pädagogen Emile Jaques-Dalcroze ging das Festspielhaus als Vorläufer der Moderne in die Baugeschichte ein und war der erste Theaterbau ohne eine Trennung von Zuschauerraum und Bühne.

Gemeinsam mit der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und der Europäischen Werkstatt für Kunst und Kultur Hellerau e.V. wurde 1997 die Festspielhaus Hellerau GmbH gegründet, in der sich seitdem die Heinrich Tessenow-Stiftung als Gesellschafter an der Ausübung der Bauherrenfunktion beteiligt. Beteiligungen: 50 % Förderverein Hellerau e.V., 25 % Tessenow-Stiftung, 25 % Kulturstiftung Sachsen. Ziel der gemeinnützigen Betreibergesellschaft ist es, gleichzeitig mit der baulichen Instandsetzung durch die Errichtung und den Betrieb von Bildungsstätten, Werkstätten, Künstlerateliers, Veranstaltungs-, Seminar- und Aufenthaltsräumen und durch vielseitige kulturelle Veranstaltungen Hellerau wieder zu beleben und als einen Ort der Begegnung, des internationalen Diskurses, als Denkraum und als Ort des Schauspiels und der Bewegung aufzubauen. Im Herbst 1999 wurde von der Heinrich  Tessenow – Stiftung zusammen mit dem Deutschen Werkbund das HEINRICH TESSENOW – INSTITUT HELLERAU e.V. gegründet. Sobald es in einen der renovierten Pavillonbauten des Festspielhauses einziehen kann, wird die Förderung einzelner Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und der Weiterbildung von Stipendiaten in Seminaren und Exkursionen zu den zukünftigen Aktivitäten der Heinrich Tessenow-Stiftung gehören.